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GEO EPOCHE Nr. 37 - 06/09 GEO EPOCHE Nr. 37 - 06/09 - Die Deutsche Romantik

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Karten: Vom Kaiserreich zum Staatenbund

Kunst: Offenbarungen der Seele

Um 1800 entsteht in Deutschland eine Kulturbewegung, die mit dem Ver­standesglauben der Aufklärung bricht, die Ordnungsprinzipien klassischer Kunst hinter sich lässt und das Gefühl zum Leitmotiv ihres Schaffens erhebt: die Romantik. Dichter und Maler preisen die Natur als Spiegel der menschlichen Seele, feiern das Dunkel der Nacht, verlieren sich in den unendlichen Weiten des Meeres. In den Künstlerateliers entstehen Landschaften voller Mystik, die die Sehnsucht nach ­einer anderen Welt spiegeln

1792/93: Mainzer Republik

Im Oktober 1792 stehen 13 000 französische Soldaten vor Mainz. Der dortige Kurfürst ist geflohen, seine Rheinfestung nur mit 5000 Bewaffneten besetzt. General Adam-Philippe de Custine kann die Stadt ohne Mühe einnehmen – er sieht sich als Befreier, der den Menschen die Errungenschaften der Revolution von 1789 bringt. Tatsächlich rufen Mainzer Demokraten kurz darauf einen Freistaat aus. Doch Deutschlands erste Republik währt nur wenige Monate

1801: Schinderhannes

Um die Jahrhundertwende herrschen die Franzosen über die Dörfer und Städte links des Rheins. Doch den Besatzern gelingt es nicht, Recht und Ordnung durchzusetzen. Diebesbanden überfallen Bauern und Händler. Einen tolldreisten Räuber verehrt das Volk dennoch als Helden: Johannes Bückler, genannt »Schinderhannes«

1806: Ende eines Imperiums

Napoleon zerschlägt das fast tausendjährige Heilige Römische Reich deutscher Nation: Nach schweren Niederlagen legt Kaiser Franz II. die Krone nieder

1806-1814: Hamburg unter den Franzosen

Im Jahr 1810 annektiert Napoleon Hamburg und weite Teile Norddeutschlands. Die Hansestadt wird zum Zentrum eines Departments und von französischen Beamten radikal modernisiert. Doch im Gewirr der Gassen und Kanäle wächst der Zorn der Bürger - bis ein Aufstand droht

1813-1815: Befreiungskriege

Kein Heer kann es in den Kriegen gegen Napoleon anfangs mit der »Grande Armée« aufnehmen. 1813 setzen die Preußen erstmals Freischärlertrupps ein, die französische Nachschubtransporte überfallen. Der bekannteste ist das Lützowsche Freikorps, das in schwarz-rot-goldenen Uniformen kämpft

1776-1822: E. T. A. Hoffmann

Ein preußischer Beamter mit Hang zu Dämonie und Exzess wird im frühen 19. Jahr­hundert zu einem der bedeutendsten Schriftsteller der Romantik. Ernst Theodor Amadeus Hoffmann spricht vormittags akribisch Recht – und ersinnt danach im Rausch schaurig-düstere Geschichten über Untote, Naturgeister und sprechende Tiere. Mit anderen Autoren revolutioniert er die Literatur einer Zeit, der das Künstlerische das Maß aller Dinge geworden ist

1814/15: Wiener Kongress

Im Herbst 1814 kommen in Wien Europas Herrscher zusammen, um nach langem, aber siegreichem Kampf gegen Napoleon den Kontinent neu zu ordnen. Doch die von Österreichs Außenminister Fürst von Metternich pompös geplante Friedenskonferenz droht in Rivalitäten, Geheimdiplomatie und Vergnügungstrubel unterzugehen

1819: Das Attentat

Unter dem Eindruck der französischen Besatzung ist vor allem an den Univer­sitäten ein neues nationales Selbstbewusstsein erwachsen. In Burschenschaften organisierte Studenten streiten für die deutsche Einheit und freie Parlamente. Ihre Gegner sind Adel, Feudalherren, konservative Denker - Männer wie der verhasste Schriftsteller und Staatsrat August von Kotzebue. 1819 beschließt der Student Carl Ludwig Sand, ihn zu ermorden. Um ein Fanal zu setzen

1824: Beethovens Neunte Symphonie

Vollständig ertaubt leitet Ludwig van Beethoven 1824 in Wien die Uraufführung seiner Neunten Symphonie. Dem Publikum wird Unerhörtes geboten: ein Werk von ungeheurer Ausdruckstiefe, mit dem der Komponist die Grenzen klassischer Tonkunst durchbricht und endgültig zum Wegbereiter der romantischen Musik wird

1774-1840: Caspar David Friedrich

Der menschenscheue Maler macht die Natur zum Mittelpunkt seiner Kunst - und erschafft Landschaftsgemälde von göttlicher Aura

1832: Hambacher Fest

Nie zuvor hat es eine größere politische Versammlung in Deutschland gegeben: Nach Jahren der Zensur und Unterdrückung strömen im Mai 1832 mehr als 20 000 Menschen vor die Ruine des Hambacher Schlosses in der Rheinpfalz. Publizisten, Bauern, Handwerker fordern die deutsche Einheit. Doch den Umsturz wagen sie nicht

1846: Auswanderung

Missernten, Massenarmut und politische Unterdrückung treiben immer mehr Deutsche ins Exil, vor allem in die USA. Oft brechen aus einer Stadt Hunderte gemeinsam auf - wie im Sommer 1846 aus dem südhessischen Groß-Zimmern, einem Ort in einer besonders armen Region

Bürgertum: Tue recht und scheue niemand

Selbstbewusste Bürger prägen das Zeitalter: Sie glauben an Bildung, Fleiß, Leistung - und suchen das Glück im Privaten

1848: Revolution

Im März 1848 bauen Handwerker und Arbeiter Barrikaden in Berlin: Wie überall in Deutschland streiten sie für Freiheit, Einheit und Demokratie

1848/49: Frankfurter Paulskirche

Ein Jahr lang beraten die Abgeordneten der Nationalversammlung über die Verfassung eines gesamtdeutschen Staates. Obwohl das Experiment misslingt, geben die Debatten dem Land einen Modernisie­rungs­schub. Der Historiker Wolfram Siemann über den ersten Versuch der Deutschen mit der Demokratie

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