Zwei Jahre lang können die Pariser vom 28. Januar 1887 an ein grandioses Schauspiel verfolgen: die Entstehung des höchsten Gebäudes der Welt. Bauarbeiter errichten zuerst auf Steinsockeln vier eiserne Grundpfeiler, die dann nach und nach in einem eleganten Schwung zu einer gewaltigen Säule zusammenwachsen. Am Ende erhebt sich auf dem Champ-de-Mars im Zen- trum der Stadt ein 7500 Tonnen schweres Metallskelett von 300 Meter Höhe – der Eiffelturm, so benannt nach seinem Konstrukteur.
Zwei Millionen begeisterte Besucher besteigen das Bauwerk binnen weniger Monate. Doch Konservative wettern gegen die Errichtung des „nutzlosen und mons- trösen“ Turms, der mit seiner „barbarischen Masse“ die Kathedrale von Notre-Dame, den Louvre, den Arc de Triomphe erdrücken werde. Dabei ist das alte Paris längst dabei, zu verschwinden. Denn Georges-Eugène Haussmann, der oberste Planer der Metropole, hat viele Viertel einer brachialen Renovierung unterzogen, hat breite Schneisen in das mittelalterliche Stadtbild schlagen lassen, um Raum zu schaffen für großzügige Boulevards und Parks, Monumente französischer gloire und Paläste aus Glas und Eisen – und für Wachstum: 1860 leben 1,7 Millionen Menschen an der Seine, mehr als dreimal so viele wie in Berlin.
Die nächste Ausgabe von GEOEPOCHE PANORAMA erzählt die Pariser Chronik zwischen 1860 und 1960. Berichtet von der Belle Époque in der Weltkapitale der Kunst; vom Leben der Boheme in den Années folles, den verrückten 1920er Jahren; von der deutschen Besatzung und dem Wiederaufstieg nach dem Zweiten Weltkrieg. 100 Jahre Geschichte einer Metropole der Moderne – eine Biografie in historischen Fotografien.