Ganz Griechenland, wird es später heißen, habe er vor einer Epidemie bewahrt, den Makedonenkönig Perdikkas von Liebeskummer geheilt und dem Perserkönig Artaxerxes patriotisch seine Dienste verwehrt: Hippokrates gilt als der berühmteste Arzt der Antike – und um sein Leben und sein Werk schlingt sich ein Dickicht von Legenden.
Nicht lange nach den Perserkriegen wird er auf der Ägäisinsel Kos geboren, in eine Familie von Asklepiaden – Heilern, die sich in der Tradition des Gottes Asklepios sehen. Sein Vater Herakleides bringt ihm bald bei, was ein Arzt seiner Zeit wissen muss. Dank weiterer Lehrer verfeinern sich seine medizinischen Fertigkeiten immer mehr. Allmählich macht er sich einen Namen – nicht nur, weil er Griechenland bis hinauf nach Thessalien bereist. Während des Peloponnesischen Krieges erreicht Hippokrates, der den kranken Menschen ganzheitlich begreift, den Zenit seines ärztlichen Wirkens. Man kennt und schätzt ihn nun auch in Athen. Aristoteles etwa vermerkt, Hippokrates sei zwar körperlich ausgesprochen klein, als Arzt aber ganz groß.
Legendär für die Nachwelt wird der griechische Heiler durch eine Sammlung von etwa 70 medizinischen Schriften, dem "Corpus Hippocraticum", die höchstwahrscheinlich im hellenistischen Alexandria unter seinem Namen zusammengestellt wird, obwohl er die meisten dieser Bücher gar nicht verfasst hat.
Abhandlungen über die "Säfte", die "Einrichtung der Gelenke", die "Krankheiten der Jungfrauen" und die "inneren Leiden" sind hier zu finden, und auch der "hippokratische" Eid, der seit der Antike als ethische Leitlinie der Ärzte gilt. Seither wird Hippokrates als Idealbild des guten Arztes gefeiert – und als Begründer der wissenschaftlichen Medizin.