Keine andere Maschine trägt so viel zur Überwindung von Entfernungen bei wie der elektrische Telegraph, der Nachrichten mit einer Geschwindigkeit von mehr als 27 000 Kilometern pro Sekunde in Kabeln über Land und See jagt. Deshalb ist es wohl auch kein Wunder, dass Samuel F. B. Morse zur Eröffnung der ersten Telegraphenlinie (zwischen Washington D. C. und Baltimore) am 24. Mai 1844 ein Bibelzitat über den Ticker schickt: „Was hat Gott erschaffen!“ Dabei ist die 1837 von Morse vorgestellte Erfindung keineswegs die erste ihrer Art. Schon 1833 konstruieren die Göttinger Wissenschaftler Carl Friedrich Gauß und Wilhelm Weber einen elektromagnetischen Telegraphen. Über zwei jeweils 900 Meter lange, über die Dächer der Stadt gespannte Drähte tauschen sie Nachrichten aus. Und vier Jahre später stellen zwei Briten ein Modell vor, das mittels Nadeln Wörter buchstabiert.
Doch das Gerät von Morse ist einfacher zu bedienen: Der Absender braucht nur über eine federnde Taste kurze und lange Impulse einzugeben, die beim Empfänger automatisch auf Papier übertragen werden. Der „Morseapparat“ und das dazugehörige Alphabet werden schnell zum internationalen Standard und machen ihren Erfinder reich. Der Telegraph hilft beim Aufbau großer Konzerne und bei der Koordination landesweiter Eisenbahnnetze, er erschließt Kontinente und verändert das Kriegswesen. Aber mehr als alle anderen profitieren von der sekundenschnellen Übertragung einer Nachricht diejenigen, die Nachrichten veröffentlichen: die Zeitungsmacher. Nur vier Jahre nachdem Morse mit einem Bibelwort das Telegraphenzeitalter eröffnet hat, schließen sich in den USA sechs Blätter zusammen, um per Ticker untereinander Meldungen auszutauschen: The Associated Press ist gegründet, die erste moderne Nachrichtenagentur der Welt.
Die Geschichte der Umweltverschmutzung während der Industriellen Revolution (16539)