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Band 9-11: Medizin und Gesundheit

Diagnose, Heilkunst, Arzneien: Bernhard Fleischer, Direktor des Bernhard-Nocht-Instituts beantwortet den GEO-Fragebogen

Zum Erscheinen des GEO Themenlexikons haben wir Wissenschaftler verschiedener Fachgebiete gebeten, uns einige Fragen zu beantworten: über Bildung, Wissen und die nie endende Suche nach letzten Gewissheiten zwischen A und Z. In diesem Monat hat Professor Dr. Bernhard Fleischer unseren Fragebogen ausgefüllt. Er ist seit zehn Jahren Direktor des renommierten Hamburger Bernhard- Nocht-Instituts für Tropenmedizin.

Band 9-11: Medizin und Gesundheit

Welche Stichworte mit A haben für Sie besondere Bedeutung?

  • Afrika, weil die Menschen in
  • diesem Kontinent die Hauptlast
  • der Tropenkrankheiten tragen
  • müssen.
  • Anopheles, die Mücke, die
  • verantwortlich ist für die
  • Übertragung der Malaria.
  • Antikörper, die uns gegen
  • Viren und Bakterien schützen,
  • nach einer Infektion, und wenn
  • wir geimpft sind.
Von »Arteria« bis »Zytostatiktherapie«: Im A-Z-Teil der Medizin- und-Gesundheit- Bände wird das Wissen über Diagnose, Heilkunst und Arzneien erschlossen
Von »Arteria« bis »Zytostatiktherapie«: Im A-Z-Teil der Medizin- und-Gesundheit- Bände wird das Wissen über Diagnose, Heilkunst und Arzneien erschlossen

Zu welchem Thema müsste man für Sie persönlich ein Lexikon erfinden?

Ein Musiklexikon, in dem unbekannte Werke von unbekannten Komponisten zu hören sind, mit Partitur zum Nachlesen. Es gibt so viele schöne Werke, die zu Unrecht vergessen sind.

Welcher Irrtum aus Ihrem Fachgebiet sollte endlich aufgeklärt werden?

Dass Kinderkrankheiten wie Masern oder Windpocken harmlos sind und Kinder sie durchmachen müssten, um ihr Immunsystem zu stärken. Dies sind gefährliche Krankheiten, an denen in den Tropen viele Kinder sterben und gegen die man impfen kann und muss.

Mit welchem überraschenden Satz können Sie bei Abendgesellschaften Eindruck machen?

„Wer Würmer hat, ist nie allein.“ Sie können im Körper über Jahrzehnte leben, ohne vom Immunsystem angegriffen zu werden. Wie sie das schaffen, ist eine interessante Frage, die wir nicht beantworten können.

Wozu braucht man Experten?

Nur wer sich tief in eine Materie einarbeitet, kann auf seinem Gebiet verlässliche Auskunft geben. Leider ist es bei der heute verfügbaren Fülle von Wissen nicht mehr möglich, wie früher als Universalgelehrter den Überblick über die gesamte Wissenschaft zu behalten.

Nach welcher Information haben Sie zuletzt länger recherchiert?

Nach Quellen für Promotionsstipendien. Immer wieder suche ich nach Stiftungen oder anderen Quellen, die Nachwuchswissenschaftlern in unserem Institut die Möglichkeit finanzieren, eine wissenschaftliche Ausbildung zu erhalten. Deutschland benötigt den Nachwuchs in der Forschung dringend, doch die staatlichen Mittel werden knapper.

Welchen Lexikoneintrag würden Sie gern selbst schreiben?

Den über Bernhard Nocht, Gründer des Hamburger Tropeninstituts, der ab 1900 in dem jungen Institut ein außerordentlich produktives wissenschaftliches Klima geschaffen hat.

Welchem unbekannten „Helden“ würden Sie unbedingt einem Eintrag im Lexikon wünschen?

Dem einfachen Mittel, mit dem der Guineawurm Dracunculus medinensis nunmehr fast ausgerottet wurde. Es ist ein Nylonsieb zum Filtrieren von Trinkwasser, denn der Wurm versteckt sich in winzigen Krebsen, die man beim Trinken mitverschluckt. Er wandert dann zum Unterschenkel, wo er – inzwischen 80 cm lang – unter der Haut sitzt und seine Nachkommen wieder ins Wasser abgeben kann. Weltweit sind nur noch wenige Menschen infiziert. (Der Parasitologe sieht allerdings mit gemischten Gefühlen, dass dieser interessante Wurm nun verschwinden wird.) Und Hans Vogel, Direktor des Bernhard-Nocht-Instituts von 1963 bis 1968, der sich absichtlich in Asien mit einem seltenen Wurm infiziert hat, um ihn heil nach Hamburg zu bringen.

Was haben Bilder mit Bildung zu tun?

Viele Menschen lernen durch optische Eindrücke und haben ein optisches Gedächtnis. Bilder überzeugen mehr als Texte, sie bleiben länger im Gedächtnis haften als alle anderen Eindrücke. Sie fordern aber auch weniger zur Kritik heraus, da man Information in Bildern leichter akzeptiert.

Wozu braucht man in Zeiten des Internet ein Lexikon?

Auch wenn Papier geduldig ist, ist es das Internet noch viel mehr. Wer garantiert, dass die Informationen, die man dort findet, richtig sind? Bei einem Lexikon hat man da ein besseres Gefühl. Und wenn die Familie bei Tisch diskutiert, möchte man nicht den Computer hochfahren müssen, um etwas nachzuschlagen.

Gibt es ein Wort mit Z, mit dem Sie sich immer wieder befassen müssen?

Zoonosen: Das sind Erkrankungen, die beim Tier vorkommen und auf den Menschen übergehen können, so wie SARS und Ebola. Je mehr der Mensch in die Natur eindringt, desto häufiger werden wir es mit ihnen zu tun bekommen.

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