"Das schlimmste ist die Hitze", erinnert sich GEOlino-Redakteurin Katharina Beckmann an ihr Abendessen - in Ritterrüstung. Dabei hatte sie eigentlich am meisten gefürchtet, plötzlich, bei geschlossenem Helm, niesen oder sich den Kopf kratzen zu müssen. Aber das war nicht das Problem. "Du schwitzt, wie du noch nie in deinem Leben geschwitzt hast. Wie haben das bloß die Ritter ausgehalten, während eines langen Turniers?" Katharina Beckmann hielt es nicht einmal eine Stunde in leichter Rüstung aus!
Warum das Ganze? Für das neue GEOlino extra "Das Mittelalter" wollte die Redaktion nicht nur ritterliche Rezepte ausprobieren, einem der wenigen originalen Kochbücher dieser Zeit entnommen. Die Redakteure wollten auch spüren, wie es sich angefühlt haben muss, in Rittermanier zu speisen. Und darum wurden Helm und Handschuhe ausgeliehen, Füllhörner und Holzlöffel mitgebracht. Eine Menge Spaß hat jener Kochabend auf jeden Fall gebracht.
Drei Monate lang tauchte die GEOlino-extra-Redaktion ab in jene ferne Zeit, die die Menschen begeistert wie kaum eine andere in der Geschichte. Die Mitarbeiter studierten alte Zeichnungen, übersetzten Teile eines in Latein verfassten Tagebuches, um dem Leben einer jungen Nonne auf die Spur zu kommen. Sie schauten sich Kinofilme an, besuchten Mittelalterfeste. So viel scheint nach den Recherchen sicher: Das Mittelalter, das vor über einem halben Jahrtausend zu Ende ging, ist heute wieder aktuell. Museen, die Urkunden, Mumien und Reliquien aus dieser Zeit ausstellen, verzeichnen Besucherrekorde. Zum größten Ritterturnier der Republik in Kaltenberg kommen jährlich weit über 100.000 Gäste. Fast 10.000 besuchten allein im Juni das dreitägige Spectaculum in Hohenwestedt bei Bremen, Norddeutschlands größtes Mittelalterfest, über das GEOlino extra berichtet. Zwei Tage lang beobachteten die beiden Reporter den zehnjährigen Merlin, der - seit er denken kann - jedes Wochenende auf einem Markt wie diesem verbringt und in die Rolle eines Handwerkslehrlings schlüpft. Ganz selbstverständlich.


Was treibt Menschen dazu, allwöchentlich in Kniebundhosen und Schnabelschuhe zu schlüpfen, freiwillig auf Strom und Müllabfuhr zu verzichten und sich in eine Zeit zurückzuträumen, in der es Daumenschrauben und andauernd Hungersnöte gab? Immer wieder haben die GEOlino-Reporter diese Frage gestellt. Merlin entgegnete schlicht: "Ich mag das mittelalterliche Essen." Die Mutter seines kleinen Freundes Björn erklärte dagegen. "Ich genieße hier sehr, dass ich alles, was ich tue, begreifen kann. Ich hacke Holz, mache ein Feuer, später halte ich eine Tasse Suppe in Händen." Im wirklichen Leben arbeitet sie im Büro. "Da sieht und spürt man oft nie, was man geschafft hat."
Ganz ähnlich antworteten auch die Bauarbeiter in Guédelon, einem kleinen Wäldchen in Frankreich, wo gut drei Dutzend Handwerker eine Burg wie aus dem 13. Jahrhundert bauen. Und zwar allein mit Werkzeugen und Materialien aus dieser Zeit! Wie weit die Arbeiten nach zehn Jahren Bauzeit gediehen sind, berichtet eine Reportage im Heft.
Daneben erzählen Autoren die aufregenden Lebensgeschichten von Jeanne d'Arc und Friedrich II., einem der bedeutendsten Herrscher des Mittelalters, von Zeitgenossen als "stupor mundi" beschrieben - das Staunen der Welt! Ebenfalls zum Staunen: die golden funkelnden Schätze wie der Reichsapfel, die imposanten Bauwerke und kostbaren Reliquienschreine, mit denen sich die Mächtigen schmückten.
In anderen Geschichten geht es um das Leben in der mittelalterlichen Metropole Lübeck, die Mauren in Spanien und um den Aufstieg und baldigen Fall des Rittertums. GEOlino extra liefert Tipps für die Gestaltung eines eigenen Wappens. Und natürlich die Rezepte für ein original mittelalterliches Festmahl. Ein kleiner Vorgeschmack: ein Erbsensüppchen zur Vorspeise, "Krumme Krapfen" als Zwischengang, als Hauptgericht "Griechische Hühner", gebettet auf "Armen Rittern", verziert mit karamellisierten Äpfeln, getaucht in Weißwein-Soße. "Die vor allem sind wärmstens zu empfehlen", sagt eine entrüstete Katharina Beckmann. Das GEOlino extra "Das Mittelalter" ist es sowieso! Ab dem 5. September liegt das Heft am Kiosk.