Bei strahlendem Sonnenschein an einem Samstagabend 900 zahlende Zuschauer für eine Veranstaltung über Neutrinos und Neuronen, Krankenhauskeime und Licht-Smog, Gentherapie und Metalllegierungen, Eiweißmoleküle und Giftgas-Detektoren zu interessieren - eine Kunst, wie sie vermutlich nur FameLab beherrscht. Und diese 900 Menschen aller Alterskategorien am Ende von drei Stunden Wissenschaftskommunikation zu standing ovations von den Sitzen zu reißen - das wirkt fast unglaublich. War aber genau so.

Video-Kostprobe gefällig?
FameLab, das ist die vom British Council, dem englischen Pendant zum Goethe-Institut, und dem Wissenschaftsbüro Bielefeld nach Deutschland gebrachte Idee, dass sich begabte junge Frauen und Männer aus den Naturwissenschaften zunächst in Landesausscheidungen, dann deutschlandweit auf einer Bühne präsentieren, um von ihren Forschungsprojekten zu berichten - und zwar exakt drei Minuten lang, ohne technische Hilfsmittel, um drei große "C" zu beweisen. Nämlich Content (wertvollen Inhalt), Clarity (die Fähigkeit, sich vor Laien auszudrücken) und Charisma (eine gewinnende Persönlichkeit).
Elf Finalisten von Schleswig-Holstein bis Baden-Württemberg taten das am vergangenen Samstag in der Bielefelder Veranstaltungs-Hochburg "Ringlokschuppen", um die Reise zum berühmten "Cheltenham Sciene Festival" zu gewinnen, bei dem sich der Sieger mit den Besten aus rund 25 anderen Nationen wird messen lassen müssen. GEO ist finanzieller Förderer dieser Bewegung von Anfang an und war durch seinen Chefredakteur Peter-Matthias Gaede zum dritten Mal in der Jury des Bundesfinales vertreten.

Vor einem berauschten Publikum brachten die Finalisten - Physiker und Immunologen, Informatiker und Mediziner, Mikrobiologen und Umweltwissenschaftler, sieben Männer, vier Frauen - den ebenso unterhaltsamen wie anspruchsvollen Beweis, dass Wissenschaft weder unter Trockenstarre leiden muss noch unter Blutarmut. Dass Wissenschaft wichtig ist und befreit werden kann aus dem Elfenbeinturm, und dass die Popularisierung schwieriger Materie nicht deren Banalisierung bedeuten muss. Sondern gewinnend sein kann. Um Wissenschaft anschaulich zu machen, setzten die Finalisten Bälle und Luftballons ein, Regenschirme und Matsch, Sand und Reiterstiefel, Märchen und Metaphern, trainierte Mimik und Gestik - und eine Kandidatin aus Leipzig brachte gar ihre kleine Tochter als Versuchs-Maus auf die Bühne, um an ihr die Transplantationsproblematik von Immunzellen zu illustrieren.
Mitreißend moderiert von Martin Knabenreich, dem Chefredakteur von Radio Bielefeld, entschied sich die Jury, der neben Gaede der Generalsekretär des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft, Prof. Dr. Andreas Schlüter, sowie Prof. Dr. Oliver Eickelberg vom Helmholtz-Zentrum und die Schauspielerin Melanie Haupt angehörten, für die Mikrobiologin Tran Nguyen von der Universität Tübingen als Siegerin. Der zweite Platz ging an die Umwelttechnikerin Saskia Oldenburg von der Technischen Universität Harburg, der Publikumspreis an Helga Hoffmann-Sieber vom Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie in Leipzig.
Filme der Teilnehmer werden auch in diesem Jahr auf der Website des British Council, von GEO.de und auf Youtube zu sehen sein; GEO bringt in jeder Ausgabe den Beitrag eines "Science Slammers" mit Link zum Bewegtbild.