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Das größte Puzzle der Welt

Bilder werden gemalt – normalerweise. Allerdings gibt es auch Menschen, die Bilder setzen. Und zwar aus kleinen bunten Steinchen. Was dabei entsteht, nennt sich Mosaik. Das berühmteste Kunstwerk dieser Art zeigt die sogenannte Alexanderschlacht und ist gut 2000 Jahre alt. Italienische Künstler haben es jetzt nachgebaut. Aus nicht weniger als zwei Millionen winzigen Steinchen

Ein Mosaik zu setzen ist ein bisschen so, wie ein Puzzle zu legen: Als ungeduldiger Mensch sollte man die Finger davon lassen. Schon beim Puzzeln dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis alle Teile ordentlich an ihrem Platz liegen. Das können schließlich locker 1000 oder mehr sein. 1000 Teile? Darüber kann Severo Bignami nur lachen. Der italienische Mosaikkünstler hat gerade ein Mosaik aus zwei Millionen verschiedenfarbigen Steinchen zusammengesetzt! Gemeinsam mit seinem Team der Internationalen Schule für Mosaikkunst in Ravenna fügte er Steinum Stein aneinander – bis sie ein gigantisches Bild formten: rund 14 Quadratmeter groß, also mehr als das Dreifache einer Tischtennisplatte. So groß Bignamis Mosaik, so berühmt ist dessen Vorlage. Sie stammt aus der Antike, aus einer Zeit, als Kriege noch Mann gegen Mann auf dem Schlachtfeld ausgefochten wurden. Wie etwa in der Schlacht von Gaugamela im Jahre 331 vor Christus. Damals trafen die Truppen Alexanders des Großen, Herrscher von Makedonien, auf die des Perserkönigs Dareios III. Alexander triumphierte und schlug seine Feinde in die Flucht. Dieser Sieg scheint einen reichen Römer rund 200 Jahre später enorm beeindruckt zu haben. Er beauftragte einen heute unbekannten Künstler, ihm den großen Moment als Mosaik auf den Fußboden seiner Villa in der Stadt Pompeji im Süden Italiens zu legen – mit einem Reichtum an Einzelheiten bis hin zu den angstgeweiteten Augen des Perserkönigs, wie er für die damalige Zeit einzigartig ist. Dafür sind die Archäologen dem kunstliebenden Römer heute dankbar. Denn Bodenmosaike sind hart im Nehmen. Sie gehen nicht so schnell kaputt – ein entscheidender Vorteil gegenüber anderen Kunstwerken. Besonders in Pompeji. Viel ist nämlich nicht übrig geblieben von der antiken Stadt, die einst am Fuße des Vulkans Vesuv lag. Erst stürzten während eines Erdbebens im Jahr 62 nach Christus zahlreiche Häuser ein, und nur 17 Jahre später brach der Vesuv aus, spie ungeheure Massen kleiner Steinchen in die Luft, die auf die Stadt niederprasselten und Straßen, Häuser und Tempel meterdick unter sich begruben. Später bedeckten glühende Asche und geschmolzenes Gestein die Stadt. Nach dieser Katastrophe war Pompeji verschwunden, kein einziges Haus mehr zu sehen. Die Menschen begannen, die Stadt zu vergessen. Neue Siedlungen entstanden am Fuße des Vesuvs. Erst nach mehr als 1500 Jahren wurde Pompeji wiederentdeckt und damit schließlich auch das Alexandermosaik. Als Forscher 1831 auf den kunstvollen Bodenbelag stießen, waren sie begeistert. Vorsichtig hob man das Bild dann einige Jahre später

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