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Interview "Animation ähnelt dem Marionetten-Spiel"

Jonas Jarvers arbeitet bei PIXAR
Jonas Jarvers arbeitete für PIXAR an "CARS 3"
© PIXAR/Disney
Jonas Jarvers zog 2010 nach Kalifornien und arbeitet seitdem für das Animationsstudio PIXAR. Für den neuen Film CARS 3 baute er die Figuren als 3-D-Modelle im Computer. Wir haben mit ihm über die 3-D-Animation und den Film gesprochen.

GEOlino: Was genau sind die Aufgaben eines "Charakter Modelers"?

Jonas Jarvers: Also im Deutschen gibt es für meinen Beruf, glaube ich, gar keine eindeutige Übersetzung. (lacht)

Beim "Character Modeling" modellieren wir die Charaktere. Man kann sich das so vorstellen wie beim Bau einer Marionette, die dann mit Hilfe der Fäden in Bewegung gebracht wird. So bauen wir im Prinzip auch die Puppen - nur eben am Computer. Wir kümmern uns darum, dass das Model im 3-D-Raum funktioniert und dass die Proportionen stimmen. Wir bauen die Charaktere, bevor die Animation überhaupt anfängt.

Beim "Rigging" setzen wir mithilfe einer entsprechenden Software dann in die Modelle bestimmte Kontrollmechaniken für die Animatoren ein - das kann man sich wie ein Skellet vorstellen. Bei den Autos von CARS 3 haben wir zum Beispiel Kontrollen für die Reifen eingebaut, damit sie sich drehen oder Kontrollen, damit die Augen nach rechts und links schauen können, der Mund aufgeht und sich das Lächeln formt.

Und das bauen wir alles in das 3-D-Modell ein, damit die Animatoren die Figuren dann bewegen können.

Ihr kommt also dann zum Einsatz, wenn die analogen Zeichnungen auf den Computer übertragen werden sollen?

Genau. Unsere Kollegen des "Art Departments" denken sich die ganzen Charaktere und auch die Story des Films gemeinsam mit dem Regisseur aus. Und diese Zeichnungen übersetzen wir dann in den Computer.

Bei Hauptcharakteren werden sogar neben den Zeichnungen auch ganze Modelle aus Ton geformt, die wir dann einscannen und in den Computer übertragen können. So können wir schon vorher sehr genau festlegen, wie es im Computer aussehen wird.

Wie lange dauert es, eine solche Zeichnung in den Computer zu übertragen?

Das hängt von jedem einzelnen Charakter ab und davon, wie komplex der Charakter ist. Bei Hauptcharakteren kann das schon länger dauern, bei sehr komplexen Charakteren auch schon mal bis zu einem Jahr.

Bei Charakteren, bei denen wir ungefähr wissen, was wir machen sollen, dauert es etwa ein bis zwei Monate. Für andere Charaktere, deren Grundform wir schon im System haben und nur Kleinigkeiten abändern müssen, sind wir nach ein paar Wochen fertig. Es variiert wirklich sehr.

Jackson Storm Zeichnungen
Zeichnungen für Jackson Storm und Lightning McQueen
© PIXAR/Disney

Ist ein Auto denn komplex, um dieses in ein 3-D-Modell zu übertragen?

Zum Modellieren am Computer sind die Autos von CARS 3 sehr komplex. Bei einem Menschen beispielsweise hat man den Körper und die Augen, die Zähne und die Zunge.

Bei einem Auto hingegen gibt es einen ganzen Motor mit allen Schrauben und Zahnrädern, die ganze Federung und auch noch die Stoßdämpfer unten drunter, die alle miteinander verbunden sind. Das muss dann alles auch im 3-D-Modell funktionieren und da ist das Modellieren wirklich komplex.

Ihr modelliert also auch das komplette Innenleben eines Autos? Im Film sieht man doch nur das Auto von außen..

Ja. Bei den Hauptcharakteren oder bei Figuren, bei denen man das an der Seite vielleicht von außen auch sehen kann, da machen wir das. Es ist sehr wichtig für die Animation!

Und gerade die Unterseite von den Autos ist wiederum für die Spielzeughersteller wichtig, weil diese die digitalen Filmcharaktere nachbauen möchten und sich dann auch die Unterseite des Autos anschauen, um es so genau wie möglich nachbauen zu können.

Dann müsst ihr also auch richtig Fachwissen anderer Gebiete einbringen, oder?

Also die Automodelle werden natürlich nicht bis zur letzten Schraube nachgebaut. Aber im Großen und Ganzen geht es schon in die Richtung. Dafür hat unser "Art Department" dann vorher auch die Aufgabe, zu recherchieren und uns die Richtung vorzugeben, in die der digitale Bau des Autos dann gehen soll.

Was würdest du Kids raten, die sich für das Feld der Animation interessieren?

Mir haben zwei Fächer in der Schule immer schon besonders gut gefallen: Mathe und Bildende Kunst. Also habe ich früh schon viel gezeichnet, aber auch Rechnen hat mir Spaß gemacht. Und genau das sind auch die zwei Seiten, die man für diesen Beruf braucht.

Man braucht für die Animation nicht nur das mathematische Wissen, sondern auch das künstlerische Auge. Der 3-D-Animationsfilm hat seine Ursprünge ja auch im Zeichentrick, die mit der Hand gezeichnet wurden. So ist die Bildende Kunst der Grundstein. Und die 3-D-Grafik beruht auf der Mathematik und der Informatik. Die Kombination von beidem, Mathematik und Kunst, ist speziell für die Animation.

Deswegen empfehle ich schon, auch bei Filmakademien zu schauen, wenn man sich für die 3-D-Animation in Filmen interessiert. Denn die Filmhochschulen haben oft eigene Animations-Institute, die sich dann speziell auf 3-D-Animation konzentrieren.

Vielen Dank für das Interview, Jonas!

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