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Der Rentier-Trek

Norwegen: Die Lebensweiser der nomadisierenden Sami ist bedroht durch norwegische Waldbesitzer und Gesetze

Im Norden Skandinaviens besteht seit Jahrtausenden eine enge Partnerschaft zwischen den großen Rentierherden und ihren Hirten, dem Nomadenvolk der Sami. Einst folgten die Sami ihren Herden zu Fuß durch die Weite der westlichen Finnmark, heute rasen sie mit Schneemobilen über die Tundra, um ihre Herden zu hüten. Doch trotz dieser Anpassung an die moderne Zeit ist ihre Lebensform bedroht. Waldbesitzer klagen gegen die alten Weiderechte der Sami. Sollten sie Erfolg haben, wäre das das Ende der samischen Kultur.

Nils Peter Gaup ist einer von 4000 modernen norwegischen Sami, die von der Rentierzucht leben. Im Wochenrhythmus wechselt er sich mit seinem Bruder Mathis ab und tauscht sein Haus gegen eine kleine Hütte auf Kufen, die schnell per Schneemobil zum immer neuen Standort der Herde geschleppt werden kann. In den letzten Jahrzehnten haben sich moderne samische Familien wie die Gaups zu Großproduzenten für Rentierfleisch entwickelt. Allein in Norwegen gibt es 180.000 Rentiere, fast die Hälfte davon in der Tundra der westlichen Finnmark.

Durch die intensive Züchtung ist die Zahl der Tiere jedoch so stark angestiegen, dass die Flechten - die Hauptnahrung der Tiere - kaum noch nachwachsen können. Der Staat verlangt daher von den Hirten, ihre Herden zu verkleinern; dadurch sehen sich die Sami in ihrer Existenz bedroht. Doch die Probleme der norwegischen Sami sind klein im Vergleich zu den Sorgen ihrer schwedischen Volksgenossen. Ihnen soll von den privaten Waldbesitzern das jahrhundertealte Weiderecht in den Wäldern Zentral-Schwedens per Gerichtsurteil genommen werden. Retten kann sie nur noch eine Konvention der internationalen Arbeitsorganisation. Diese garantiert einheimischen Völkern neben dem Recht auf eine eigene Lebensweise auch den Zugang zu traditionellen Weideflächen. Doch diese Konvention hat das schwedische Parlament noch nicht unterschrieben.

"360° - Die GEO-Reportage" begleitet die Sami und ihre Rentierherden und geht der Frage nach, ob die Traditionen dieses Volkes in der modernen Welt noch eine Chance haben.

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