Es ist ein harter Job. Ein Job, der alles von ihnen verlangt. Die sogenannten Haenyo auf der südkoreanischen Insel Cheju sind Frauen, die bis zu 3 Minuten ohne Atemgerät tauchen - oft bis zu 20 Meter tief. Dabei suchen sie nach Muscheln und anderen Meeresfrüchten. Ein 1500 Jahre alter Beruf, der heute jedoch unter jungen Frauen immer unbeliebter wird. Statt dessen arbeiten sie lieber in dem boomenden Tourismusmarkt der Insel. Für die letzten Haenyo besteht die Gefahr, zu einer reinen Attraktion für die Urlauber zu werden.
Schon immer waren es nur die Frauen, die auf Cheju getaucht haben. Sie sind traditionell die Ernährerinnen der Familie und das soziale Zentrum der Gemeinschaft. Eine eher außergewöhnliche Stellung der Frau im asiatischen Raum. Seit 1950 aber hat sich die Zahl der Haenyos halbiert. Heute gibt es auf Cheju nur noch etwa 10 000 Taucherinnen. Die Anstrengungen und Gefahren, die der Beruf mit sich bringt, schrecken viele jüngere Frauen ab. Täglich rund 4 Stunden sind die Taucherinnen im Wasser, wobei Meerestemperaturen von 8 Grad keine Seltenheit sind. Heute tragen die Taucherinnen zwar notdürftig geflickte Neoprenanzüge, doch früher sind sie nackt auf Muschel- und Schalentiersuche gegangen. Der hohe Marktpreis der gesammelten Meeresfrüchte lässt die Frauen gesundheitliche Risiken und Haiattacken in Kauf nehmen. Doch es fehlt ihnen an Nachwuchs. Über die Hälfte der Taucherinnen sind zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt. Die heute noch aktiven Haenyo sind vermutlich die letzten, die diesem außergewöhnlichen Beruf nachgehen.
"360° - Die GEO-Reportage" zeigt einen aussterbenden Beruf in Südkorea - die Taucherinnen von Cheju.
