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GEO-TV: Im Schatten des Vulkans

Nach fast 400 Jahren der Ruhe brach der Vulkan "La Soufrière" aus und speit seither Asche und Lava. Inzwischen hat er einen Großteil der Insel unbewohnbar gemacht. Der Vulkanologe Simon Young schildert die Chronik einer Katastrophe, deren Ende noch immer nicht in Sicht ist

Millionen von Menschen leben im Schatten von Vulkanen. Jeden Tag müssen sie damit rechnen, dass diese schlafenden Riesen plötzlich zum Leben erwachen. Auch die Einwohner der Karibikinsel Montserrat konnten sich vor fünf Jahren nicht vorstellen, dass ihr Paradies einmal die Hölle auf Erden sein würde.

Montserrat war einst ein wahres Paradies und zog Touristen aus allen Teilen der Welt an. Diese Idylle fand am 18. Juli 1995 ein jähes Ende als der Vulkan "La Soufrière" - auf Deutsch die Schwefelgrube - ausbrach. Seitdem rasen immer wieder Gemische aus Asche, Gasen und Gesteinsbrocken mit bis zu 300 km/h zu Tal. Diese bis zu 600°C heißen, sogenannten pyroklastischen Ströme löschen auf ihrem Weg nach unten jedes Leben aus. Über die Hälfte Montserrats gleicht mittlerweile einer Mondlandschaft. Meterhohe Ascheschichten bedecken die Überreste von Häusern, Kirchen und die Startbahn des ehemaligen Flugplatzes der Insel. Mit einem internationalen Wissenschaftlerteam beobachtet der Direktor des "Montserrat Volcano Observatory", Simon Young den Vulkan seit der ersten Eruption.

Ziel ist es, den unberechenbaren Berg zu verstehen. Erst dann kann ein effektives Frühwarnsystem entwickelt werden, das den verbliebenen Einwohnern Montserrats eine gewisse Sicherheit verspricht. Doch selbst die Forscher mussten schon mehrfach den Sitz ihres Instituts verlegen, um nicht selbst Opfer des Berges zu werden. Ihre Erkenntnisse könnten jedoch schon jetzt sehr wertvoll für Nachbarinseln wie Guadeloupe sein. Über deren Hauptstadt Basse-Terre trohnt ein Vulkan mit ähnlicher Sprengkraft. Auch er ruht seit fast 500 Jahren und auch er trägt den Namen "La Soufrière". Viele halten diese Namensgleichheit für ein schlechtes Omen. Auf Montserrat harren immer noch 4000 Menschen im Nordteil der Insel aus und warten darauf, dass der Berg endlich wieder schweigt. Die meisten aber haben ihre Heimat verlassen. Ob sie jemals zurückkehren können, ist fraglich.

"360° - Die GEO-Reportage" reist in ein zerstörtes Paradies, in dem der Ausnahmezustand noch immer den Alltag bestimmt.

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