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Erbgut aus der Umwelt Wir verlieren ständig DNA. Was Forschende daraus lesen können

In der Chiquihuite-Höhle in Mexiko nahm das Team um Paläogenetiker Pedersen Proben. Darin fand sich DNA des ausgestorbenen Riesenkurzschnauzenbären
In der Chiquihuite-Höhle in Mexiko nahm das Team um Paläogenetiker Pedersen Proben. Darin fand sich DNA des ausgestorbenen Riesenkurzschnauzenbären
© Mads Thomsen
Jedes Lebewesen verteilt pausenlos abgestorbene Zellen und Körpersekrete in seiner Umgebung. So gelangen seine Erbinformationen in die Umwelt. Die unsichtbaren Hinterlassenschaften helfen, seltene Arten aufzuspüren, Verbrechen aufzuklären und steinzeitliche Ökosysteme zu rekonstruieren

Vor sechs Jahren starb in Vietnams Hauptstadt Hanoi einer der letzten Vertreter seiner Art. Cu Rua, vietnamesisch für "Großvater Schildkröte", war eine Jangtse-Riesenweichschildkröte: eine massige Spezies mit ledrigem Panzer, die doppelt so viel wiegen kann wie ein Mensch. Nach seinem Tod gab es nur noch drei Exemplare dieser Art auf der Welt – so dachte man zumindest.

Zwar hatten Anwohner eines Sees in Zentralvietnam ein Reptil gesichtet, bei dem es sich womöglich um einen Artgenossen von Cu Rua handelte. Aber alle Versuche, das Tier zu finden, waren gescheitert. Biologinnen und Naturschützer wendeten daher einen Trick an: Sie analysierten DNA-Spuren in der Umwelt des rätselhaften Reptils.

Alle Lebewesen verstreuen ständig Gewebe – und damit Erbgut – in ihrer Umgebung. Sie verlieren Hautzellen, Schuppen oder Haare. Sie sondern Urin, Kot, Schleim und Speichel ab. Der Wind verteilt Blätter oder Pollen von Pflanzen. Ein Mensch verliert am Tag rund 50 Millionen (das entspricht 14 Gramm) Hautzellen. Jede davon enthält seine DNA.

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